Wilsteraner Kanuten bewiesen starke Leistungen auf der „Herrentour“ von Wilster nach Geesthacht und zurück. „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ – diese vielzitierte Frage, einst gestellt von Johann Wolfgang von Goethe, dürfte Pate gestanden haben, als die Mitglieder der Kanugruppe Wilster ihre diesjährige „Herrentour“ planten. Nicht Rhein, Main oder die Seenplatte von Mecklenburg-Vorpommern sollten in diesem Jahr bepaddelt werden, sondern die Unterelbe, das heimische Gewässer.
Wer allerdings geglaubt hatte, die Tour könnte eine entspannte Fahrt auf zahmem Gewässer werden, der hatte die Rechnung ohne den sprichwörtlichen Wirt gemacht. Und der setzte sich eine Woche lang aus Wind, Regen, Kälte und Wärme zusammen. Doch das ahnten Ingmar Engel, Kai Nimz, Rüdiger und Reimer Demnick, Robert Looft, Kenneth Rostig, Uwe Münster, Simon Heldberg, Jürgen Kock und Reinhard Frisch noch nicht, als sie die Etappen für ihre Fahrt zwischen Wilster und Geesthacht und wieder zurück in den Kreis Steinburg markierten.
Bei durchwachsenem Wetter brach die Gruppe vom Bootshaus an der Wilster Au auf, um von dort aus nach Kollmar zu fahren. Dort sollten am Abend die Zelte aufgeschlagen werden. „Bereits während dieser Etappe sind fast alle von uns ordentlich nass geworden. Zum ersten Mal wurde das Wasser kappelig, als wir durchs Sperrwerk auf die Elbe raus fuhren“, heißt es im „Fahrtentagebuch“ von Ingmar Engel. Anderntags führte die Tour von Kollmar nach Buxtehude. Ingmar Engel schreibt: „Das Wetter heute ist wieder durchwachsen.“ Dennoch konnten Die Wilsteraner auch genießen. Breit lag der Fluss nun vor ihnen, den sie bei Hetlingen querten.
In Buxtehude konnten die Wilsteraner Paddler ihre Boote glücklicherweise in die BWV-Bootshalle bringen – und ihr Nachtquartier in den Räumlichkeiten des Clubs aufbauen. Anderntags: „Endlich Sommertag“, heißt es im „Fahrtentagebuch“ weiter. Nach ausgiebigem Sonnenbaden – zuvor war die Elbe in Richtung Blankenese gequert worden – warteten die Wilsteraner auf die einsetzende Flut, die sie nutzen wollten, um leicht nach Harburg zu gelangen. Mühlenberger Loch, Airbuswerk bei Finkenwerder, Köhlbrandbrücke, Süderelbe aufwärts: All das lag hinter ihnen, als sie das Gelände des Kanusports Harburg erreichten. Der vierte Tag sollte die Gruppe nach Geesthacht führen. „Es gießt in Strömen“, verrät das „Fahrtentagebuch“. Und: „Zum Beladen der Boote ziehen wir diese unter einen Unterstand. Einsteigen mit Regenschirm. Um 7.25 Uhr sitzen wir im Boot.“ Zu spät, wie sich letztlich herausstellen sollte. Denn ab 10 Uhr, in Höhe der Zollenspieker Fähre, kam ihnen „Wasser entgegen“ und sie mussten stundenlang gegen die Strömung paddeln – auf der Elbe ist das nicht gerade leicht. Im „Fahrtentagebuch heißt es dazu: „Die Strategien unter den Paddlern mit dem Gegen-den-Strom-Paddeln umzugehen, sind unterschiedlich: einige machen ‚Buhnenhopping’. Man fährt in eine Buhne, die der Strömungsregulierung dient, rein und dann am nächsten Stak wieder heraus.“ Dies habe den Vorteil, dass der Paddler „in dieser beruhigten Zone viel weniger gegen den Strom fährt“. Es gab aber auch Fahrtenteilnehmer, die sich einfach im Hauptstrom „gegen an kämpften“. Nachdem die Gruppe Geesthacht erreicht hatte, war die heiße Dusche beim Kanuclub Geesthacht „wohltuend“. Der fünfte Fahrtentag war der Beginn der Rückfahrt, erneut waren Harburg und Blankenese Etappen vor dem Start- und Zielpunkt Kollmar. Immer wieder machte den Paddlern Wind und „Kappelwasser“ zu schaffen. Insgesamt aber Bedingungen, die auch „viel Spaß“ machten. In Kollmar verbrachte die Gruppe noch eine Nacht, um anderntags Wilster zu erreichen. Dort wurden sie von Paddlerfreunden empfangen. Ingmar Engel resümiert: „War das eine schöne Tour. Zwar auch Strapaze, aber alle sind stolz auf die sportliche Leistung.“