Nachdem wir in ähnlicher Besetzung bereits 2005 auf der Donau und 2007 auf der Loire gepaddelt sind, zog es uns diesmal in den Osten Europas. Die Tour nach Ungarn ließ sich super mit zwei richtig tollen Städtebesuchen verbinden: auf der Hintour haben wir eine Nacht in Prag verbracht und uns die Karlsbrücke und den Wenzelplatz angesehen sowie den Altstädter Ring unsicher gemacht. Auf der Rücktour haben wir 2 Nächte in Budapest übernachtet und die Stadt sehr schön mit dem Fahrrad erkundet. In beiden Städten kann man unter 20€ pro Nacht in privaten Zimmern in Hostels unterkommen. Aber Euch interessiert wohl eher die Paddelei: wir waren sechs Mitstreiter (siehe Foto) und haben uns drei Kanadier bei einem Bootsverleih in Tokaj ausgeliehen. Die Boote waren zwar nicht grade gut gepflegt, aber intakt und günstig. Von Tokai aus haben wir uns nach Gergelyiugornya fahren lassen und sind dann die 142km in 5 Tagesetappen zurück nach Tokaj gepaddelt. Die ersten 2 Tage machten auch richtig Laune, denn neben permanent gutem Wetter hatten wir auch den Wind im Rücken, so dass wir die Fahrt bis zum Länderdreieck Ungarn-Ukraine-Slowakei unbeschwert hinter uns brachten. Zwar ist die Ausstattung mit Campingplätzen in Ungarn nicht grade üppig, aber es fand sich eigentlich immer ein bewirtschafteter Zeltplatz mit Sanitären Anlagen. Unser einziger Versuch wild zu campen wurde von uns auf dringendes Anraten der örtlichen Polizei („Bitte fahren sie zum nächsten Campingplatz, es ist nicht sicher“) leider abgebrochen, obwohl das Zelt schon aufgebaut und die Spaghetti schon warm waren. Als die Theis aus Süden kommend nach Süd-Westen abknickte, schlug uns ein immer stärker werdender Wind entgegen, der unsere Paddelstrategie (2/3 treiben lassen, 1/3 paddeln) leider zerstörte. Also mussten wir uns die letzten 3 Tage der Tour richtig ins Zeug legen um anzukommen, was bei einigen ungeübten Paddlern schon zu leichten Verschleißerscheinungen führte. Auch der Fluss und die Landschaft konnten uns nicht für die Anstrengungen entschädigen, da die Theis doch ein ziemlich langweiliger Fluss ist. Ungefähr so breit wie die Stör in der Marsch schlängelt sie sich durch die Landschaft. Da die Theis regelmäßig über die Ufer tritt, ist diese eingedeicht und es gibt außer Tokaj überhaupt keine Städtchen am Wasser. Der Deich ist meist so 50 bis 100m vom Ufer entfernt und das Schwemmland dazwischen komplett voll mit Bäumen und Gestrüpp, so dass man außer Wasser und Bäumen kaum etwas von der umliegenden Landschaft sehen konnte. Es gab auch keine Wehre oder Stromschnellen. Dafür ist Tokaj aber eine berühmte Weingegend und die deftige Ungarische Küche schmeckte uns allen sehr gut. Alles in allem kann ich die Tour nur bedingt empfehlen; die Städtebesuche waren super, die Paddeltour durchschnittlich. Mit Donau, Weser oder Loire kann die Theis auf jeden Fall nicht mithalten. 2011 wollen wir dann entweder nach Schweden oder den Main paddeln, mal sehen wie es kommt.
Gruß Sönke